Das Coronavirus hat für einen Schock an den Börsen gesorgt. Die Versicherer möchten uns bereits daran erinnern, dass die private Vorsorge fürs Alter mit einen Wertpapierdepot auf Grund mangelnder Garantien nur bedingt geeignet ist. Doch die Branche steht vor eigenen Herausforderungen: Der ohnehin schon historisch niedrige Garantiezins der Lebensversicherungen könnte schon bald weiter sinken.

Erträge von Lebensversicherungen sinken weiter

Die anhaltende Niedrigzinspolitik der EZB führt auch zu sinkenden Renditen bei Lebensversicherungsverträgen. Die kürzlich verkündete Fortführung der losen Geldpolitik mindestens bis zum Jahresende um die Auswirkungen der Coronakrise zu mildern, lässt kurzfristig keine Änderung der Situation vermuten. Die Versicherungsbranche leidet seit Jahren darunter. Eine aktuelle Studie von Assekurata verdeutlicht dies: Die laufende Verzinsung der klassischen Rentenversicherung für neue Verträge beträgt im Branchendurchschnitt 2,29 %. Das ist ein Rückgang um 17 Basispunkte gegenüber 2,46 % p.a. im Vorjahr.

Die laufende Verzinsung umfasst neben dem vertraglichen Höchstrechnungszins (im Sprachgebrauch meist: Garantiezins) von derzeit 0,90 % p.a auch die zugewiesene Überschussbeteiligung, die sich im Wesentlichen am Anlageerfolg der Versicherungsgesellschaft bemisst. Durch aufsichtsrechtliche Einschränkungen bei der Kapitalanlage fällt es den Versicherern zunehmend schwerer, die versprochenen Garantien auch zu erwirtschaften. Schließlich haben Sie auch Verträge mit weitaus höheren Garantien aus vergangen Zeiten im Bestand. Dies geht zu Lasten der Überschussbeteiligung aktueller Verträge, da diese Garantien als Erstes bedient werden müssen. Daher empfehlen die Experten der Deutschen Aktuarvereinigung dem Bundesfinanzministerium bereits eine weitere Absenkung des Höchstrechnungszinses zum 01.01.2021 auf dann 0,50 % p.a.

Klassik vs. Neue Klassik

Viele Versicherer sind deshalb in den vergangenen Jahren dazu übergegangen, sich von den klassischen Tarifen mit Garantien („Klassik“) in ihrem Portfolio zu verabschieden und neue Tarife („neue Klassik“) am Markt zu platzieren. Laut der Studie bietet nur noch die Hälfte der teilnehmenden Versicherer überhaupt eine klassische Lebensversicherung im Neugeschäft an. Die Besonderheit der neuen Produkte liegt dabei in der Ausgestaltung der Garantie, die in den neuen Tarifen immer weiter zurückgefahren bzw. modifiziert wird um dem Anlageerfolg mehr Chancen einzuräumen. Dass sich die neue Klassik auch nicht gänzlich vom Niedrigzinsumfeld lösen kann, zeigt sich darin, dass die laufende Verzinsung im Jahr 2020 für diese Tarife bei durchschnittlich 2,28 % und damit sogar leicht unter den klassischen Tarifen liegt. Ein Absurdum der eigentlichen Intention.

Private Vorsorge im aktuellen Marktumfeld schwierig

Für die dritte Säule der Altersvorsorge, die private Vorsorge, sind die Optionen derzeit dünn gesät. Die Entwicklung der Zinslandschaft und das Produktportfolio der Versicherer sind weiterhin zu beobachten und regelmäßig mit den eigenen Zielsetzungen abzugleichen. Aber auch das private Wertpapierdepot kann bei langfristigem Anlagehorizont seinen Teil zu den persönlichen Vorsorgebemühungen beitragen.

 

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